Ich habe mich gegen die Kundenkarten der großen Handelsketten lange gewehrt. Am 19. Mai 2007 habe ich mich aber dann doch breitschlagen lassen, mich für das Stammkundenprogramm einer Supermarktkette (Merkur) anzumelden. An den Tag kann ich mich natürlich nicht mehr erinnern – Merkur schon.
Vor einigen Tagen habe ich an Merkur ein Auskunftsersuchen nach Artikel 15 DSGVO gestellt. Die Datenschutzgrundverordnung regelt recht genau, dass diese Auskunftsbegehren innerhalb einer gewissen Frist bearbeitet werden müssen und welche Informationen die Auskunft enthalten muss.
Einige Zeit später konnte ich von einer Website ein 43 Seiten langes PDF mit „meinen“ Daten herunterladen. Den größten Teil davon macht die Auflistung aller gekauften Artikel der letzten zwei Jahre aus. Der Supermarkt weiß genau, welche Artikel ich im Sommer 2018 gekauft habe und wie viel ich dafür bezahlt habe. Merkur hat auch die Gesamtumsätze der letzten 7 Jahre gespeichert. Ein Verzeichnis der Briefsendungen ab 2011 und der Aktionen und Gutscheine der letzten ca. 13 Monate inklusive Datum der Einlösung ist auch dabei. Der älteste Datensatz ist übrigens ein Scan des Anmeldeformulars aus 2007.
Für mich als Verbraucher interessant ist auch, dass der Supermarkt den Anteil von etwa 50 Warengruppen (beispielsweise „Molkereiprodukte“, „Marmelade/Schokoaufstrich“, „Waschmittel/Zusaetze/Weichm.“) am Gesamtumsatz auswertet. Diese Daten lassen sich recht gut mit Excel visualisieren.
Über meine Ernährungsgewohnheiten sagt das nicht viel aus – einerseits weil die Einkäufe nach Preis und nicht nach Menge gewichtet sind, andererseits, weil ich viel woanders kaufe. Jedenfalls könnte Merkur feststellen, dass ich mit hoher Wahrscheinlichkeit kein Vegetarier bin.
Auffällig ist, dass die Datenauskunft keine errechneten Merkmale über mich enthält. Dort steht folgendes:
Profiling und Aggregationen
Merkur Datenauskunft
Merkur betreibt für Marketingaktivitäten und Direktmarketing Zielgruppenselektionen sowie aggregierte Auswertungen für Sortiments-, Regal- und Filialoptimierung anhand der Kundendaten und der Einkaufsinformationen. Dafür verwendet Merkur die dargestellten Detailinformationen, sowie daraus abgeleitete und zusammengefasste Aggregate, die tabellarisch für eine Dauer zwischen 430 und 3650 Tagen gespeichert werden. Diese dienen im Sinne einer effizienteren Datenhaltung sowohl der Zielgruppenselektion, als auch für Auswertungen — besonders zur Analyse von längerfristigen Geschäftsentwicklungen.
Zu den Marketingaktivitäten gehören vermutlich die Bögen mit Gutscheinen, die die Stammkunden früher gelegentlich zugeschickt bekamen. Darauf waren oft auch Gutscheine für Waren, die mit gerne gekauften Warengruppen übereinstimmten. Dass man anhand der Daten weiteres über die Person errechnen könnte — Einkommen, Familienstand, Ernährungsgewohnheiten, gesundheitliche Risiken, … — liegt auf der Hand. Es ist aber nicht ersichtlich, ob Merkur das auch tut.
Eines sehe ich jedenfalls positiv: Die Tatsache, dass Merkur und Billa für diese Auskunftsbegehren jeweils eine eigene Website erstellt haben, lässt darauf schließen, dass sich mittlerweile mehr Kunden für die über sie gespeicherten Daten interessieren als vor einigen Jahren.