Ich finde es immer wieder recht interessant, mir anzusehen, was Unternehmen alles von mir wissen. Vor einiger Zeit habe ich dazu schon einen Beitrag geschrieben: Ich weiß, was ich letzten Sommer gekauft habe. Über die Datensammelgewohnheiten von Supermärkten
Diesmal habe ich eine Datenabfrage beim Onlineshoppinggiganten gemacht: Amazon.
Ich habe mir erwartet, in dieser Datenabfrage neben einigen grundlegenden Daten wie Name, Adressen, Telefonnummer, Wunschlisten, Playlists von Amazon Music vor allem auch die Bestellhistorie der letzten paar Jahre zu finden. Das sind meiner Ansicht nach jene Daten, die Amazon zur Erbringung seiner Dienstleistungen und für Reklamationen braucht. Es sollte anders kommen.
Zuerst aber mal zur Datenauskunft selbst: Das Formular für die Anforderung der Daten ist recht gut versteckt, aber zu finden. Dort habe ich „Alle Daten anfordern“ gewählt. Sinnvollerweise muss man die Anforderung noch durch Klick auf einen per E-Mail erhaltenen Link bestätigen. Dann passiert…erst einmal gar nichts. Erst nach zwei Wochen bekam ich ein E-Mail mit einem Link zu einer Seite, auf der ich die Daten herunterladen konnte.
Diese Seite ist ein Testament dessen, dass Amazon diese Datenauskünfte nicht in den Kram passen. Amazon verpackte die Daten in meinem Fall in 101 kleine .zip-Dateien, von denen ich jede einzelne separat durch Klick auf einen Link herunterladen musste. Alle zusammen hatten nur wenige Megabyte. Die meisten dieser zip-Dateien enthalten einen Ordner mit einer .csv-Datei. Nur ganz wenige Datensätze enthalten zusätzlich zu den Feldnamen in der .csv-Datei eine Beschreibung der Daten als PDF.
Der Umfang der Daten ist allerdings beachtlich.
Die Datenauskunft enthielt .wav-Dateien mit meinen Anfragen an die Alexa Sprachsuche aus den Jahren 2018-2022.
Amazon weiß auch noch, dass ich am 23. März 2015 „Bitte oszillieren Sie“ von Tocotronic gehört habe, und zwar um 17:04 UTC. Allerdings dürfte mir der Song nicht wahnsinnig zugesagt haben, denn ich drückte nach 24 Sekunden auf Stopp. Seit diesem Zeitpunkt im Jahr 2015 hat Amazon aufgezeichnet, welche Songs ich wann wie lange gehört habe.
Daten über Suchen aus der Mobile Shopping App und von der Website sind ab 2019 vorhanden. Auch ein Foto eines Barcodes, mit dessen Hilfe ich ein Produkt suchte, ist Teil der Datenauskunft.
Am meisten fällt auf, dass der Großteil dieser Datensätze für die Erfüllung der aktuellen Geschäftsbeziehung absolut nicht mehr notwendig ist. Es ist mir schleierhaft, was Amazon davon hat, zu wissen, welche Songs ich vor sieben Jahren wie lange gehört habe oder wonach ich vor mehreren Jahren auf der Website gesucht habe. Meines Erachtens nach hätten diese Datensätze aus dem Gesichtspunkt der Datensparsamkeit schon längst gelöscht werden sollen. Im Übrigen: einen Echo oder einen Kindle werde ich mir so bald nicht kaufen.