Vor einigen Tagen hatte ich die Gelegenheit, im Rahmen des BarCamp Vienna das Toshiba AC100 ein kurzes Wochenende lang zu testen. Hier der Testbericht.
Toshiba selbst bezeichnet das AC100 als Cloud Companion, ich würde eher Webbook oder Netbook dazu sagen. Die Besonderheit des AC100 ist es, dass auf dem Gerät kein gewöhnliches Betriebssystem zum Einsatz kommt, sondern das hauptsächlich von Google für Smartphones entwickelte Android OS. Der Hersteller meint, das AC100 sei „funktional wie ein Smartphone, bequem zu bedienen wie ein Netbook„.
- Toshiba AC100 bei der Morgengymnastik
Hardware
Unter der Haube des AC100 werkelt ein NVIDIA Tegra Mobile Web Prozessor, der sich praktischerweise auch gleich um die Grafik kümmert-schließlich ist das ja jenes Gebiet, in dem NVIDIA brilliert. Zu den inneren Werten gehören auch 512 MB Arbeitsspeicher und eine 8GB große Solid State Disk.
Die Hardware ist durchaus ansprechend. Beim ersten Griff fällt auf, wie leicht und dünn das AC100 ist. Das ganze Gerät bringt magere 870g auf die Waage und ist mit 26,2 x 19 x 1,4-2,1 cm kleiner als ein A4-Blatt. Das rautenförmige Muster auf der Oberseite greift sich angenehm an und zieht im Gegensatz zu den glänzenden Lackierungen anderer Netbooks Kratzer nicht magisch an. Kleine Spaltmaße zeugen von einer sehr guten Verarbeitung.
Toshiba hat dem AC100 eine deutsche Tastatur mit angenehmem Tippgefühl verpasst, bei der aber leider die rechte Umschalttaste zu klein geraten ist und die Caret-Taste (^) einen Platz neben der Leertaste eingenommen hat. In der obersten Tastenreihe stößt man statt auf F-Tasten auf seltsame Symbole.
Die Maus wird über ein kleines Trackpad gesteuert.
Die Akkulaufzeit wird vom Hersteller mit „bis zu 8 Stunden“ angegeben, dies konnte ich nicht testen. Erfreulich ist es, dass das Gerät sehr schnell in den Standby-Modus wechseln kann und auch sehr schnell wieder aufwacht. Auch das Hochfahren geht dank SSD extrem flott vor sich.
Das AC100 kann mit einem 25,7 cm (10,1″) großen 16:9-Display mit 1024 x 600 Pixel aufwarten. Angesichts der Größe ist die Auflösung in Ordnung. Die glänzende Bildschirmoberfläche stört mich nicht. An der oberen Kante des Displays befindet sich eine Webcam, deren Bildqualität allerdings äußerst enttäuschend ist.
Für den Sound sorgen zwei kleine Lautsprecher, die an der Unterseite des Geräts angebracht sind und dieses bei voller Lautstärke ordentlich zum Vibrieren bringen. Die Tonqualität entspricht den Erwartungen, die man an ein kleines Notebook stellt: nicht ganz grauslich, aber auch nicht exzellent.
Anschlussfreudig zeigt sich das AC100 mittels eines USB-Ports, eines Mini-USB-Anschlusses (zum Verbinden mit einem PC), eines SD-Card-Slots und einem bei diesen Geräten seltenen HDMI-Anschluss für Bildschirme und Fernsehgeräte. In der getesteten, teureren Version findet noch zusätzlich eine SIM-Karte für den mobilen Internetzugang Platz. Die Tatsache, dass das Ding nur einen USB-Port hat, stört mich nicht; wer aber gerne eine Maus und einen USB-Stick gleichzeitig verwenden möchte, muss einen USB-Hub verwenden.
Im Test ist mir überraschend positiv aufgefallen, dass das AC100 direkt vom USB-Stick Full-HD-Videos ruckelfrei abspielen kann, etwas, das ein um einiges leistungsstärkeres Netbook von Dell nicht schaffte.
Betriebssystem und Software
Das Betriebssystem Android und Toshibas Anpassungen an das Netbook können leider der tollen Hardware nicht gerecht. Es wird an vielen Stellen offensichtlich, dass das System für die Bedienung per Touchscreen und vier Tasten auf einem Smartphone mit einem vergleichsweise kleinen Bildschirm entwickelt wurde. Dadurch sind viele Dinge unnötig kompliziert zu bedienen. Beispielsweise muss man in Opera (Browser) zuerst mühsam mit der Maus auf einen Knopf klicken bevor man eine Liste der offenen Browser-Tabs sehen kann, obwohl der Bildschirm genug Platz für eine Auflistung der offenen Tabs böte. Auf der anderen Seite gibt es einige Dinge, die man ausschließlich per Tastatur tun kann (Zurück, Home, Übersicht, …). Besonders nervig ist die Tatsache, dass man nicht mittels der Tabulatortaste zwischen Formularfeldern springen kann.
Toshiba hat das Gerät mit der Möglichkeit versehen, Apps aus dem Camangi Market herunterzuladen, der auf Apps für Android Tablets spezialisiert ist und derzeit nur eine sehr kleine Auswahl an Software hat. Insbesondere glaube ich, dass man sich dabei schwer tun wird, einen voll funktionsfähigen Editor für Microsoft Office- und OpenOffice/LibreOffice zu finden. Nichtmal Firefox ist im Camangi Market vertreten. Der gewöhnliche Android Market ist für das AC100 laut anderen Reviews nicht zugänglich, das konnte ich aber in der begrenzten Zeit nicht testen.
Der Internetzugang über das 3G-Mobilnetz funktioniert gut, allerdings fragt das Gerät jedes Mal, wenn es aus dem Standby geweckt wird, nach dem PIN. Beim Surfen stört der mobile Browser, der unter anderem auch nicht mit der Anmeldung bei Twitter zurecht kam.
Ubuntu auf dem AC100?
Gerwin Sturm hat dem Gerät auf dem BarCamp einen neuen Bootloader verpasst und Ubuntu Netbook Edition von einer SD-Card aus gebootet. Ubuntu erweist sich als ressourcenhungriger und läuft daher nicht so schnell wie Android, ist aber durchaus brauchbar, wenn man davon absieht, dass derzeit noch keine Soundtreiber verfügbar sind. Ein „leichteres“ linuxbasiertes Betriebssystem mit einem einfachen Window Manager wäre sicher eine bessere Wahl als Android.
Fazit
Toshibas HardwaredesignerInnen haben ganze Arbeit geleistet und ein Gerät entworfen, das leicht, ausdauernd und angenehm zu verwenden ist. Die Softwareleute haben Android draufgespielt und gehofft, dass niemand draufkommt, wie schlecht es passt.
Links
Danke an
Bild: Toshiba Deutschland
PS: Ich habe eines der 10 im Test verwendeten AC100 gewonnen. Dieses wird also nicht mein letzter Post zu diesem Thema sein!